Ellwangen - Proper sehen sie aus, Ellwangens Miniköche: Mütze auf dem Kopf, Kochjacke zugeknöpft und das Halstuch kunstvoll geknotet. Seit den Sommerferien gibt es die Gruppe. Die 23 Mädchen und Jungen kochen zusammen, lernen den Tisch zu decken, Servietten zu falten und erfahren jede Menge über Lebensmittel und Ernährung.
Emily ist Feuer und Flamme. Gleich beim ersten Treffen haben alle Spätzle geschabt. Kürbissuppe, Griebenschnecken, Schupfnudeln, Obstsalat haben sie inzwischen gekocht. Und Pastinakenmus als Brotaufstrich zubereitet.
Die Miniköche treffen sich immer woanders. Köche und Gastronomen, Konditor, Bäcker, Metzger und Käser haben die Kinder abwechselnd in ihrem Betrieb zu Gast. Eine Fachfrau schult sie in Ernährungs-Theorie und erklärt, dass sie möglichst wenig Süßigkeiten, aber viel Gemüse essen sollten. Kein Problem für Pauline: „Ich ess’ eh wenig Schokolade.“
Heute sind die Miniköche auf dem Ellwanger Schloss, in der Küche der Hauswirtschaft. Die Gruppe teilt sich auf: Eine kocht, die andere macht den Service. Mit allem drum und dran, Servietten falten, kleine Gestecke basteln, Tisch decken. Auch nicht ohne. Ein Teller, weiß Emiliy, muss einen Daumennagel Abstand zur Tischkante haben.
Während sich die einen um den Service kümmern, stehen die anderen um den Herd. Es gibt Schweinefilet mit Backpflaumen und Speckmantel und Spätzle. Oliver Gebhard zeigt den Mädchen und Jungen, wie es geht. Sein Trick beim Spätzleschaben: immer an der Ecke runterschaben und diese Ecke schön feucht halten.
Dass der Spätzleschaber zur Grundausstattung eines schwäbischen Minikochs gehört, versteht sich. Jedes Kind hat einen Koffer mit Kleidung, kleinem Handtuch, Serviette, Küchenmesser, Sparschäler, Apfelentkerner und Brett. Zwei Jahre sind sie Mitglied bei den Miniköchen, am Ende machen sie einen Abschluss vor der IHK. Den gibt’s nicht geschenkt, sagt Karin Mädger.
Zwischen zehn und elf Jahren sind die Mädchen und Jungen. Alle mussten sich um den Platz in der Gruppe bewerben und begründen, warum sie gern Minikoch werden wollen. Nie vergessen wird Karin Mädger diesen Brief: „Ich glaube nicht, dass ich eine Chance habe. Aber Mama ist krank und Papa ist arbeitslos, da möchte ich wenigstens helfen können.“
Unterwegs in Europa
Miniköche kochen nicht nur. „Die Kinder sind ganz unterschiedlich. Sie machen etwas zusammen und haben gleich ein Erfolgserlebnis“, sagt Karin Mädger. Sie ist die Frau von Jürgen Mädger, Gastronom und Hotelier aus Bartholomä, der die Miniköche vor 25 Jahren gegründet hat. Aus den Miniköchen sind inzwischen Europa-Miniköche geworden. Die sind viel bei Veranstaltungen unterwegs, backen auch mal den längsten Apfelkuchen Europas auf der Insel Mainau oder bereiten die Häppchen bei der Stallwächterparty in Berlin. Die Spenden, die sie dabei sammeln, geht an die Aktion Kinder helfen Kindern, bei der die Kinder mitentscheiden, wer das Geld bekommen soll.
In der Küche hält Evi Keck, die Rasselbande zusammen. Sie betreut die Ellwanger Gruppe und findet es wichtig, den Mädchen und Jungen etwas zuzutrauen, sie auch mal ein Messer benutzen oder die Kochjacke bügeln zu lassen. Und das so früh wie möglich. Mit 13 sei’s zu spät.
Die Begeisterung der Kinder gibt ihr recht. Sie sind voll konzentriert. Heute ist Schabetraininig, weiß Pius. Ihm macht das Kochen genau so viel Spaß wie Oskar, Nicklas und Ruth, die besonders gerne Cocktails mixt, weil man da so schön viel zusammenmischen kann – alkoholfrei versteht sich.
Von Beate Gralla
Quelle: Ipf- und Jagst-Zeitung 27.01.2014