Lust auf Unkraut mit BrenneselknödelKräuterexkursion mit den Europa Miniköchen in den Aiterhofener AitrachauenAiterhofen. Auf Einladung von Herrn Murrer Ludwig, Teamleiter der Europa Miniköche Niederbayern, freute sich Kräuterpädagogin Frau Angela Marmor, den Kindern allerlei wissenswertes über feine Kräuter und Pflanzen näher zu bringen. Letzten Freitag trafen sich 20 Miniköche und Paten zum monatlichen Teamtreffen im mD-Hotel Murrer. In spielerischer Form wird ihnen in einem Zeitraum von zwei Jahren die Erhaltung des Kulturgutes Essen und Trinken vermittelt. Vor allem aber verstehen sie sehr schnell den Zusammenhang zwischen Essen und Gesundheit. Mit der Barmer GEK die alle Miniköche Gruppen in Deutschland mit Ernährungsfachkräften unterstützt und mit Herrn Alois Rainer MdB als Schirmherrn wurden wieder Partner gefunden, denen es sehr wichtig ist unser Kulturgut Essen in Bayern zu erhalten.Gebannt beobachte man den Himmel, da man sich schon so auf die Kräuterwanderung mit der Kräuterpädagogin Frau Angela Marmor gefreut hatte. Wenn man sich etwas ganz fest wünscht, geschieht es oftmals. Pünktlich zum Nachmittag hörten die starken Regenfälle auf. Die Sonne kam heraus. Nach einer kurzen Theorie Einheit mit Ernährungsexpertin Frau Anja Schulz-Murrer bei der es um allerlei Obstsorten ging, machten sich die Miniköche auf den Weg zur Aitrach. Die erfahrene Frau Marmor musste nur wenige Schritte gehen, um mit Ihrem Vortrag beginnen zu können. Zuerst richtete Sie die Blicke nach oben und erklärte den Kindern verschiedene Bäume. In unmittelbarer Nähe standen Ahorn und Weißdorn. Interessant zu erfahren war, dass man in früherer Zeit aus Ahornblätter eine Art Sauerkraut machte und man aus den roten Früchten des Weißdorns leckere Fruchtgelees und würzige Aufstriche zaubern kann. Coralie schnappte sich noch ein Blatt von einer Knorpelkirsche und schilderte Ihre Geschmackserlebnisse der Stiel etwas sauer und das Blatt bitter. Er kurzer Griff auf den Boden und Frau Marmor präsentierte den Kindern eine Knoblauchsrauke. Leicht in der Hand geknetet entwickelt das Blatt sein unverwechselbares Knoblauch Aroma. Das tolle daran ist, dass es im Gegensatz zur Knoblauchzehe, keine unliebsamen Überraschungen , wie Mundgeruch am nächsten Tag gibt. Meisterkoch Murrer Ludwig begeisterte sich sofort für dieses Kraut und wird es ab sofort in seiner Küche einsetzen, da es auch jederzeit und überall verfügbar ist. Bei der Nelkenwurz, dem nächsten Kräutlein, erklärte Frau Marmor die Wirkungsweise der Wurzeln, die man getrocknet entweder bei Zahnschmerzen oder bei weihnachtlichen Backwerk verwenden kann. Kreuzblüttler und Rosengewächs? Den Unterschied, die Knoblauchsrauke ist ein Kräuzblüttler, erklärte Frau Marmor bei diesen beiden Pflanzen vortrefflich. Kurz verwies Frau Marmor noch auf Löwenzahn, Spitzwegerich, Schaumkraut, Veilchen und Vogelmiere, die in unmittelbarer Nähe wuchsen. „Wie können Sie das alles wissen“, fragte völlig erstaunt Anna. „Weißt du, früher, als es den Menschen z. b. durch eine Hungersnot mal sehr schlecht gegangen war, schaute man sich von den Tieren vieles ab, und was die Tiere fraßen, kann ja für den Menschen auch nicht schlecht sein. Nur so konnte man dann die verschiedenen Aromen, Geschmäcker und Wirkstoffe erfahren“. So Frau Marmor. Natürlich besuchte man noch den Miniköche Kräutergarten und den Miniköche Bauerngarten um die Kräutersammlung zu vervollständigen. Thymian, Sauerampfer, Pimpernelle, Portulak,Gänseblümchen,Kresseblüten und Salbei wanderten noch in den Korb. Doch das wichtigste fehlte noch, die feurige Brennessel, für die Brenneselknödel. Schnell wurde man im Europa-Miniköche-Kräutergarten fündig. Für die Knödel mussten 500g Brennesselblätter geerntet werden, das ist ein ganzer großer Eimer voll. Angela Marmor gab wertvolle Tipps, und im nu hatten die vier mutigsten Miniköche die Pflanzen geerntet. Auch die wertvollen Samen nahm man mit, war es doch im Mittelalter für Nonnen und Mönche verboten Brennesselsamen einzunehmen, da sie als sehr anregend galten. Die Germanen und vermutlich auch die Kelten weihten die Pflanze ihrem Donnergott Donar, der für Fruchtbarkeit und männliche Potenz ebenso wie für das Bierbrauen zuständig war. Uralt ist der Brauch, bei drohendem Gewitter Brennnesselruten auf den Bierbottich zu legen, damit das Gebräu nicht "umschlägt" und sauer wird. In England ist noch heutzutage das aus Nessel gebraute "nettle beer" zum Ausspülen von Schlacken aus dem Blut beliebt. Vermutlich setzten bereits die Kelten das Kraut auf eben die Weise ein, wie es heutzutage noch genutzt wird. Überliefert ist, dass die Volksheilkunde den Samen als Magenmittel und die Wurzel gegen Nasenbluten verwendet hatte. Im Frühjahr wurden Nesselwecken gegessen, die eine Kultspeise waren. Auch Brennnesselspinat war den Kelten offensichtlich schon bekannt. Das gallische Wort für Nessel war ne-nadi. Es bezieht sich auf die Nessel als Faserpflanze. Die Kelten stellen aus Nesselnfasern Stricke, Säcke aber auch Hemdenstoffe her. Schon in der Altsteinzeit wurden aus der Pflanze Netze, Reusen, Tragtaschen und Fallstricke gemacht.Nach diesen interessanten Erklärungen, freuten sich die Kinder auf das kochen. Die Küche wurde im nu erobert. Bei den vielen kleinen Köchen konnte man schnell den Überblick verlieren. Schnell wurden die Kinder eingeteilt. Der Brezen Teig für die Knödel wurde geknetet. Die Brenneselblätter blanchiert. Feine Zucchini und anderes Gemüse aus den Miniköche Garten in feine Würfel geschnitten und angeschwitzt und die Brenneselsamen in Palmöl frittiert. Nebenbei wurde noch Butter aufgeschlagen und mit den gesammelten Kräutern vermischt. An jeder Ecke wirbelten die Kinder herum. Meisterkoch Murrer Ludwig hatte alle Mühe die Kinder im Zaum zu halten. Innerhalb einer Stunde war alles fertig gekocht und konnte serviert werden. Brenneselknödel auf Butter-Gemüsebett mit Thymian serviert mit Parmesanspänen und Brenneselsamen dazu gab es feines Landbrot mit selbstgemachter Kräuterbutter garniert mit Kresse und Gänseblumenblüten. Das es den Kindern schmeckte, sah man daran, dass einige Teller nochmals gefüllt werden mussten. Alle stimmten mit ein, dass es ein sehr erfolgreicher Tag war und man viel gelernt hatte. Mit dem aktuellen Genussführer von Slow Food Deutschland wurde Frau Angela Marmor verabschiedet. Interessierte können das zwei Jahres Projekt der Europa-Miniköche-Niederbayern jederzeit mit aktuellen Fotos und Beiträgen unter www.minikoeche.eu verfolgen.